„Toilettenpapier ist aus“ – eine Meldung, die ich in den letzten Tagen – vor allem auf Twitter – oft zu lesen bekam. In der Regel beschwerte sich ein Twitterer über die dummen, irrationalen Menschen, die jetzt Toilettenpapier horten. Aus mathematischer Sicht ist aber auch diese Sache ein wenig komplizierter. Hier kommt Tinkerbell, die Fee aus Peter Pan, ins Spiel.
Tinkerbell wird einmal, fast tot, von ihrem Publikum wieder ins Leben zurückgeholt, einfach dadurch, dass das Publikum ganz fest daran glaubt, dass sie weiterleben wird. Völlig unrealistisch?
In der Ökonomie gibt es den „Tinkerbell-Effekt“: Danach sind Situationen benannt, bei denen ein Ereignis deshalb eintritt, weil alle daran glauben und deshalb das Verhalten rational wird, dass genau dieses Ereignis hervorruft.
Als Beispiel dafür kann gerade das Toilettenpapier dienen: Wenn morgens in Radio und Fernsehen berichtet wird, dass nachmittags das Klopapier wegen Hamsterkäufen ausverkauft sein wird, dann wird es plötzlich sinnvoll, noch schnell in den Supermarkt zu gehen und welches zu kaufen.
Die Berichterstattung ist also nicht einfach getrennt von dem Ereignis, sondern sie führt es in dem Beispiel sogar herbei.
Und nun schauen wir uns die Posts über Toilettenpapier der letzten Tage noch einmal aus der Perspektive Tinkerbells an:
Es mag sein, dass die ersten Menschen, die Toilettenpapier gehortet haben, noch irrational gehandelt haben. Aber dann setzte die Berichterstattung und der Tinkerbell-Effekt ein. Und jeder, der über Toilettenpapier gepostet hat, wurde Teil des gesamten Prozesses, der die Regale leerräumte.
Wenn jemand auf Twitter 50mal von leeren Regalen mit Toilettenpapier liest, wird es für ihn einfach sinnvoll, sich noch schnell welches zu sichern, ehe er selbst vor leeren Regalen steht. Das Verhalten ist also durch die Posts durchaus rational geworden, ganz egal, ob der Hamsterer in den Posts als irrational und dumm bezeichnet wird oder nicht.
Wenn man also wirklich nicht will, dass irrational gehamstert wird, gehört es dazu, über den Mangel nicht zu berichten. Da sind viele Twitterer zusammen halt genau so wirksam wie ein Fernsehbericht.