Da hat es uns Lehrbeauftrage im Frühjahr kalt erwischt: Wir waren gewohnt, zu den Unis zu fahren, um dort Studenten unsere Inhalte zu erklären. An Tafeln oder Whiteboards, im Dialog, von Angesicht zu Angesicht. Das wurde dann ganz plötzlich verboten. So mussten wir uns auf Online-Veranstaltungen umstellen. Das fiel anfangs den Unis noch etwas schwerer als den Lehrbeauftragten (Wie sieht in so einem Fall eigentlich ein Vertrag aus?) und auf daher sind eine ganze Reihe Veranstaltungen schlicht ausgefallen. Andere Unis reagierten schnell, nach dem Motto „Hilf unseren Studierenden bitte irgendwie, mit dem Geld, das werden wir schon irgendwie regeln“ und so kam ich dazu, ab dem Frühjahr meine Veranstaltungen auch Online anzubieten.
Kinderkrankheiten
Anfangs war das eine Menge zusätzlicher Arbeit:
- Wie funktioneren die Tools, die das ermöglichen, eigentlich?
- Kann man die Dinge, die man mal eben schnell aufs Whiteboard geschrieben hat, über so ein Tool seinen Studenten zeigen?
- Wie bekommt man möglichst schnell aus seinen handschriftlichen Notizen ein vorzeigbares PDF?
In der ersten Zeit mussten wir da alle viel Geduld miteinander haben, weil die Tools nicht das taten, was sie sollten. Ein Headset funktionierte plötzlich nicht mehr am neuen PC, der angeschafft wurde, um ein Whiteboard am PC zur Verfügung zu haben.
Inzwischen kommt Routine in die Online-Veranstaltungen und wir können auch die Vorteile sehen, die die Online-Kurse für alle Beteiligten haben. Und das sind nicht wenige:
- Es entfällt ganz viel Fahrerei – für Lehrbeauftragte und Studierende. Eine Studentin im Abendbereich hat mir berichtet, dass sie nun nach der Vorlesung den Stoff noch in ihrer Lerngruppe durcharbeitet. Das hat sie nie geschafft, als die Fahrten noch notwendig waren.
- Ein Student kann nach Dänemark in den Urlaub fahren und trotzdem an der Vorlesung teilnehmen.
- Eine Studentin aus Hameln nimmt an einem Brückenkurs teil, für den sie bei einer Präsenzveranstaltung nie nach Krefeld gekommen wäre.
Das Fazit dieses verrückten Uni-Jahres für mich ist: In die Situation, wie sie vorher war, will ich gar nicht mehr zurück. Die Mischung macht es, auch bei der Frage, ob Veranstaltungen online oder an der Uni stattfinden. Natürlich wäre es schön, wenn wir uns wieder bei Präsenzveranstaltungen sehen könnten. Und manche Dinge würden dann auch wieder leichter.
Aber wer sagt, dass wir das Entweder-Oder entscheiden müssen? Ich denke inzwischen, dass wir mit einem Sowohl-Als-Auch die Veranstaltungsformen der Zukunft entwickeln können.
Kursangebot
Deshalb wird es auf dieser Seite hier bald ein Angebot geben, welche Online-Veranstaltungen ich ohne weiteres geben kann.
Das ist ein Brückenkurs für Studienanfänger, die sich von der Schulmathematik umgewöhnen müssen. An der Uni ist recht viel anders, als es an der Schule war.
Und ein Statistik-Kurs „Quantitative Datenanalyse“, in dem die Grundlagen dieses heute so zentralen Themas erklärt werden.
Als Fazit dieses verrückten, letzten Jahres kann man, glaube ich sagen: Wo viel Schatten ist, ist auch viel Licht. Und die vielen guten Dinge, die wir in diesem Jahr gelernt haben, die werden bleiben.